And One’s „Pimmelmann“ und das Problem mit der Deutung.
Ein deutsches Märchen.
1. Der Text
Ich fliege über Berg und Tal
Wer nackig fliegt, der muss auch mal
Ich seh' dich sitzen dort am See
Und strull' in deinen Blasentee
Ich bin ein Held - ein Supermann
Der außer strullern noch vieles andere kann
Ich helfe Damen übern Damm
Bevor ich ihnen mein --------- reinramm
Die Kinder mögen mich gar sehr
Die Bullen suchen mich noch mehr
Doch wenn man mich nicht finden kann
Ruft man ganz laut nach Pimmelmann
Ich bin der Pimmelmann (Pimmelmann)
Wenn man mich nicht finden kann
Ruft man ganz laut nach Pimmelmann
Was ich aus meiner Tasche hol'
Sind Gummis meist und Allehol
Ich helfe gern bei Jung und Alt
Egal bei wem das Hymen knallt
Der Pimmelmann wird niemals geh'n
Sein Kumpel wird noch Jahre steh'n
Deinen Enkel wird er noch entzücken
Will er sich nach der Seife ... oh
2. Begriffserklärung
Im Duden Band 1, die deutsche Rechtschreibung, finden wir auf Seite 786:
Pim|mel, der; -s, - (ugs. für Penis)
und auf Seite 666
1Mann, Heinrich und Thomas (dt. Schriftsteller)
2Mann, der; -[e]s, Plur. Männer u. (früher für Lehnsleute, ritterl. Dienstmannen od. scherzh.:) Mannen; vier Mann hoch (ugs.), alle Mann an Bord, an Deck!, tausend Mann; er ist Manns genug; seinen Mann stehen; Mann, ist das schön! (ugs.)
Das online Lexikon www.wissen.de schreibt:
Pim|mel [m. 5; derb] Penis [vielleicht zu nddt. Pümmel ”längliches Gerät zum Schlagen“, wegen der Form]
Mann [m. 4] 1 erwachsener Mensch männlichen Geschlechts, männliche Person; Ggs. Frau; der Junge ist zum M. geworden; ein berühmter, großer, reicher M.; ein M. Gottes [früher] Mönch, Priester; ein M. der Tat jmd., der lieber handelt als theoretisiert; alter/Alter M. [Bgb.] nicht mehr befahrener Stollen; den lieben Gott einen guten M. sein lassen [ugs.] sorglos dahinleben; dafür ist er der rechte M.; ein toter M. sein [ugs.] gesellschaftlich erledigt sein; wilder M. [germ. Myth.] völlig behaarter Riese, der im Wald lebt; seinen M. stehen, stellen sich bewähren; etwas an den M. bringen [ugs.] etwas verkaufen; auf den M. gehen [Sport] jmdn. angreifen; der M. auf der Straße der Durchschnittsbürger; einen Hund auf den M. dressieren einen Hund so dressieren, dass er zur Verteidigung Menschen angreift; er ist der M. dazu er ist dazu befähigt; M. für M. jeder Einzelne; (ein) Kampf M. gegen M. Nahkampf; er ist doch ~s genug, das selber zu tun, das zustande zu bringen er wird doch wohl fähig sein; der M. im Mond aus dem Mondschein gedeutete Sagengestalt; das Schiff ist mit M. und Maus untergegangen [ugs.] mit allen Personen an Bord; sie protestierten, standen hinter ihm wie ein M. einmütig, alle zusammen; von M. zu M. miteinander reden unter vier Augen, kameradschaftlich miteinander reden 2 [kurz für] Ehemann; mein M.; M. und Frau; ihr zweiter M. 3 [Pl.] ~en a Untertanen, Gefolgsleute; des Kaisers ~en; die ~en des Oppositionsführers [iron.] b [Sport] alle Angehörigen der Mannschaft; alle ~en versammelten sich vor dem Tor 4 [nur Sg.] Person; alle M. an Deck!; sie erschienen, wir waren fünf M. hoch zu fünft; pro M. fünf Euro
Das Wort „Pimmelmann“ sucht man jedoch vergebens. Was jedoch ist damit gemeint?
Betrachtet man die Wortstruktur stellt man fest, dass es sich um die beiden unmittelbaren Konstituenten „Pimmel“ und „Mann“ handelt, also zwei gleichwertige Substantive, die durch Komposition zusammengeführt wurden. Dies ist eine gängige deutsche Wortbildungsart und nicht sonderlich auffällig.
Semantisch betrachtet verwirrt die Komposition jedoch nicht nur auf den ersten Blick. So stellt sich die Frage: Warum ein eindeutiges Merkmal hervorheben? Der „Pimmel“ gehört zum Mann von Natur aus und nur an ihn. Wozu also dieses Stilmittel? Die Frage bleibt zunächst unbeantwortet.
Für die Wortanalyse bleibt lediglich die Ebene der Wortbildung. Grammatisch und syntaktisch verhält sich der „Pimmelmann“ ebenso wie der „Mann“, der „Ladenbesitzer“ oder der „Esel“. Ein ganz normales Substantiv im deutschen Wortdschungel.
3. Textdeutung
3.1. Ansatz 1: der Rebellische
Für einige Fachleute spiegelt das Lied „Pimmelmann“ die pure Rebellion wieder. Dies begründet sich vor allem in der vorlauten und frechen Wortwahl und den besungenen Szenarien. So pinkelt der Protagonist gleich in der ersten Strophe in „deinen“ Blasentee. Der Zuhörer fühlt sich angesprochen. Aber warum? Was bringt es dem Pimmelmann, in einen Tee zu urinieren, der ausgerechnet auch noch gegen ein Blasenleiden helfen soll? Für die Verfechter des sogenannten Pimmelrebellismus eine eindeutige reine Provokation, die keinem anderen Zweck dient, als dem eines schamlosen Streiches á la Max und Moritz für Erwachsene. Was aber soll der Streich beim Geplagten verursachen? Ekel, wenn er den Strahl in den Tee fallen sieht oder gar Würgereiz, wenn er dies eben nicht tut und von dem vermeintlich heilenden Getränk einen kräftigen Schluck nimmt?
Man weiß es nicht und die Meinungen gehen weit auseinander.
Weitere Indizien finden die Pimmelrebellierer in der Zeile „Die Bullen suchen mich noch mehr“. Die Assoziationskette Bulle – Verbrecherjagd – böser Bube – Rebell muss wohl den wenigstens noch erläutert werden. Warum aber sucht man den Pimmelmann bereits als Verbrecher oder zumindest als Querulant und Nicht-gern-Gesehener gejagt? Nur, weil er einmal in einen Blasentee gepinkelt hat? Oder gar, weil er sich für Superman hält? Oder ist es doch die sexuelle Belästigung, wenn er sich bei „deinem“ Enkel anschleicht, während dieser sich ahnungslos nach der heruntergefallenen Seife bückt?
Für die Vertreter der Rebellenfraktion steht fest: Pimmelmann ist ein Rebell! Einer, der die Regeln bricht und das auf seine ganz eigene Art und Weise. Einer, der Missstände nicht aufzeigt, indem er Plakate hochhält und durch die Straßen zieht, sondern indem er den Blasentee zerstört, der sich aufgedrängt hat, weil der Pfefferminztee seit Wochen alle ist. Einer, der den Bullen den Stinkefinger mal anders zeigt, nämlich nicht an der Hand sondern im Schritt. Da steht er wie eine Eins, wie ein Fels in der Brandung und wartet nur darauf, dass seine Botschaft endlich verstanden wird.
3.2. Ansatz 2: der Pädagogische
„Strullen“ in den Blasentee. Welcher Pädagoge geht da nicht auf die Barrikaden? So ziemlich jedes Kind würde dafür bestraft und immerhin wird der Pimmelmann von der Polizei gejagt. „Ein eindeutig pädagogisches Element,“ meint der Chef des Verbands deutscher Pimmelpädagogik. So zeige das Lied den Kindern auf, was passiert, wenn sie eben die Dinge tun, die der Pimmelmann tut. Vielleicht singt er gerade deswegen darüber, dass ihn die Kinder so sehr mögen.
Gegen diese Theorie spricht der Deutsche Verband gegen den Pimmel, der sich darauf beruft, dass es genügend andere antiautoritäre, ja sogar antipädagogische Aspekte im Text gibt. So ist der böse Pimmelmann ein Held für die Kinder und das nicht, weil er sie belehrt, sondern eben weil er gegen die Gesetze und Normen verstößt. Auch scheint der Protagonist von all seinen Verstößen höchst amüsiert, ja sogar begeistert, was nicht zuletzt durch die kecke Stimmführung des Sängers Steve Naghavi zum Vorschein kommt.
Überhaupt, so der Sprecher des Deutschen Verbands gegen den Pimmel, sei ein Lied über einen Mann, der sich über eine Vulgärbezeichnung seines Geschlechtsteils definiert, pädagogisch nicht nur unwertvoll, sondern müsse schlichtweg verboten werden.
Man müsse bedenken, wie dieser Text, noch dazu mit dem Schwung im Lied, bei Kindern ankommen könnte.
So lautet das Motto des Verbands auch kurz und knapp: Nieder mit dem Pimmel!
3.3. Ansatz 3: Der Neidische
Unter Kritikern – und das sind vor allem diejenigen, denen eben keine solch amüsanten feuchtfröhlichen Lieder einfallen – ist der Pimmelmann heiß diskutiert. Vorallem werden Stimmen laut, die das Lied als Blödsinn, Schund oder gar Werk völlig Betrunkener EBM’er in der Midlifecrisis bezeichnen.
Ihr Deutungsansatz ist eindeutig: Das Lied ist sinnfrei. Steve Naghavi habe den Text verfasst, während er auf einem rosa Elefanten über die Hamburger Reeperbahn geritten sei, dicht gefolgt von seinen beiden Bandkollegen, die sich mit bunten Regenbogenfischen herumschlugen. So lautet eine der vielen Theorien.
Eine andere besagt, die drei Herren von And One seien schlichtweg wahnsinnig und könnten dies nur den Großteil der Zeit über gut verstecken. So leide Steve Naghavi am chronischen Flummi-Syndrom, das ihn dazu zwinge, permanent wild herum zu hüpfen.
Egal jedoch, was die Band dazu gebracht habe, dieses Lied zu schreiben, so die Kritiker, es müsse schnellstmöglich verschwinden.
Ein Geheimbund zur Vernichtung des Pimmelmanns ist bereits ins Leben gerufen worden. Man arbeitet laut eigenen Angaben bereits an einem Geheimplan, von dem natürlich noch niemand etwas wissen darf.
Auf jeden Fall solle man jedoch gespannt sein.
4. Ist die Band bereit, sich zum tieferen Sinn des Liedes „Pimmelmann“ zu äußern?
Nein.
5. Fazit
Egal, von welchem Aspekt aus man das Lied betrachtet, man kommt doch zu keinem Ergebnis, denn der tiefere Sinn von „Pimmelmann“ ist so gut versteckt, dass man ihn einfach nicht findet. Vielleicht ist er ein Flummi, der immer dann, wenn man ihn beinahe geschnappt hat, weiterhüpft und einen so in den Wahnsinn treibt. Vielleicht ist er auch einfach nur unsichtbar. Oder vielleicht, aber diese Theorie wollen wir lieber ausschließen, gibt es ihn gar nicht.
1 Kommentare:
Also wenn sowas dabei rauskommt das wir beide bei ICQ witzeln dann sollten wir das öffter tun *lach*
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